Unter der Adresse freimarkt.org soll eine Austauschplattform für Waren und Dienstleistungen mit eigener Währung, der Freimark, entstehen. Diese Währung soll völlig unabhängig von bestehenden Währungen wie dem Euro oder dem US-Dollar und nach einem ganz anderen Prinzip aufgebaut sein. Es gibt zwar Gemeinsamkeiten zwischen dem bekannten Geld und der Freimark, in dem Sinne das beides Vereinbarungen zwischen Menschen sind, die überwiegend (bei der Freimark ausschließlich) "virtuell" von Computern verwaltet werden, aber während zum Beispiel beim EUR die gesamte Geldmenge ständig steigt (durch die Zinsen) und damit gleichzeitig der Wert des einzelnen EUR abnimmt (Inflation) wird es auf dem Freimarkt immer genau 100 Freimark pro Teilnehmer geben.
Anders als bei EUR, Dollar oder DM ist die Freimark (FM) nicht als Hundertfaches einer Untereinheit wie Cent oder Pfennig definiert, sondern kann im Handel und für alle Berechnungen beliebig klein (begrenzt nur durch die Genauigkeit der Zahlen im System) aufgeteilt werden: 0,5 FM, 0,1 FM, 0,025 FM, 0,01 FM, 0,004 FM...
Die „Spielregeln“ im Detail: jeder startet mit 98 Freimark. Es ist nicht nötig, sein erstes Geld gegen Zinsen bei einer Bank auszuleihen - die Rückzahlung inklusive der Zinsen wäre dann auch gar nicht für alle möglich (siehe Die Welt plus 5 Prozent)! Jeden Monat bekommt jeder Teilnehmer außerdem 1 Freimark bedingungsloses Grundeinkommen. Jeweils am Quartalsende werden von jedem Konto 3% abgezogen - das ist die von Silvio Gesell vorgeschlagene Umlaufsicherung. Die Gesamtgeldmenge bleibt damit immer gleich. Es lohnt sich also, Geld auszugeben, denn wer viel angesammelt hat und das Geld zum jederzeitigen Ausgeben bereithält, aber es nicht tut, wird bestraft.
Teilnehmer könnten später „Sparkassen“ gründen, in die man sein Geld zur Verwendung (Kredit) durch andere einzahlen kann, die dann nach einem vereinbarten Zeitraum den gleichen Betrag ohne Zinsen (aber auch nicht um die Umlaufsicherung vermindert) zurückzahlen würden. Die Sparkasse bekäme für ihre Vermittlung eine Risikoprämie und eine Aufwandsentschädigung vom Sparer und/ oder vom Kreditnehmer, jedoch deutlich weniger als die heute üblichen Kreditzinsen, da das Geld dank der Umlaufsicherung nicht mehr besser als alle Waren ist.
Es gibt auch einen im System eingebauten Kredit, der zur Sicherung vor Überschuldung bzw. Missbrauch des Systems allerdings auf 24 Freimark beschränkt ist. Der Kredit kostet nichts, aber wer das Limit erreicht hat, kann nichts mehr kaufen.
Wenn ein Teilnehmer mit weniger als 98 Freimark (dem Startgeld) austritt, muss natürlich die Geldmenge im System entsprechend reduziert werden. Dies geschieht durch eine vorübergehende, vor Beginn des ersten entsprechenden Quartals angekündigte, Erhöhung der Umlaufsicherung auf bis zu 6%, bis wieder im Durchschnitt 98 Freimark pro Teilnehmer im System sind.
Auf dem Freimarkt sind alle Handel „Finanztransaktionen“ und werden entsprechend mit einer Finanztransaktionssteuer (statt Mehrwertsteuer) belastet. Zunächst dient diese Steuer der Verhinderung von Leergeschäften, die Aktivität nur vortäuschen sollen. Falls der Freimarkt tatsächlich eines Tages einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor darstellen sollte, könnten auch Gemeinde, Staat, EU und UN Teilnehmer des Systems werden und z.B. je einen Prozentpunkt der Transaktionssteuer für sich beanspruchen um damit wiederum Straßenbauer, Lehrer, medizinische Versorgung, Arbeitslose und Beamte bezahlen oder Betriebe subventionieren - in Freimark natürlich. Die Steuer würde immer an den Bedarf angepasst und die öffentlichen Haushalte bräuchten sich nicht mehr zu verschulden. Bis es soweit ist, werden alle Steuereinnahmen über ein erhöhtes Grundeinkommen gleichmäßig an alle Teilnehmer ausgeschüttet. Zu Beginn beträgt die Finanztransaktionssteuer 2%, für Daueraufträge gilt ab drei Monaten Laufzeit ein halbierter Steuersatz von 1%, um gleichmäßige Finanzströme wie zum Beispiel Lohnzahlungen zu fördern.
Zur Finanzierung des Betriebs der Freimarkt-Plattform selbst, sofern er nicht durch Spenden gesichert werden kann, wäre ein winziger Teil der Finanztransaktionssteuer (vielleicht 0,001%) ausreichend.
Wichtig ist, dass jeder Mensch sich nur einmal bei Freimarkt anmeldet - nicht mehrmals gleichzeitig und auch nicht mehrmals nacheinander, denn sonst bekäme er auf Kosten der ehrlichen Teilnehmer mehr Freimark als die anderen. So lange Freimarkt nur für Transaktionen von geringem Wert genutzt wird, ist das kein großes Problem, aber sollte das erwünschte Wachstum eintreten, wäre es gut, ein eindeutiges Identifizierungsmerkmal zur Voraussetzung für die Teilnahme zu machen. Auch beim Austritt, außer durch Tod, dürfte dieses Merkmal (eine Steuernummer z.B.) nicht aus dem System gelöscht werden. Vielleicht funktioniert aber auch die soziale Kontrolle, denn bevorzugt werden alle in ihrem näheren örtlichen Umfeld handeln, schon um Versandkosten zu sparen - da könnten manche auch merken, wenn der selbe Mensch zweimal angemeldet ist und dies der Marktaufsicht melden. Außerdem wird ein einzelnes Konto um so vertrauenswürdiger und damit wertvoller, je mehr erfolgreiche Transaktionen mit möglichst unterschiedlichen Teilnehmern darüber abgewickelt wurden - ein Aufteilen der eigenen Identität auf mehrere Konten in diesem System hätte also ohnehin auch Nachteile. Zudem wird das Startguthaben mit einer Sperrfrist versehen, ähnlich den Konten, die manche Großeltern für ihre Enkel zum Nutzen nach der Volljährigkeit anlegen: frühestens nach einem Jahr und erst nach mindestens 500 FM Umsatz darf der Kontostand unter 50 FM sinken.
Die Teilnahme an anderen Geldsystemen wie zum Beispiel dem Euro bleibt jedem Teilnehmer freigestellt und dient der Reduzierung der Abhängigkeit von einem einzelnen System. Es könnte auch „Wechselstuben“ geben, Teilnehmer die in verschiedenen Systemen angemeldet sind und Währungen zum sich durch Angebot und Nachfrage ergebenden Kurs an- und verkaufen.
Der Wert der einzelnen Freimark hängt absolut nur von der in Freimark angebotenen Warenmenge ab: mehr Waren, mehr Wert (Deflation), weniger Waren, weniger Wert (Inflation). Im Grunde gilt das genauso für andere Währungen, nur dass bei denen in der Regel die Geldmenge schneller steigt als die Warenmenge und es deswegen nur Inflation und keine Deflation gibt. Deflation wäre für ein System ohne Umlaufsicherung auch fatal, da Geldbesitzer dann ihre Ausgaben so weit wie möglich einschränken würden, um auf günstigere Preise zu warten, und Handel sich nicht mehr lohnen würde, wenn der zu erwartende Verkaufspreis nicht mehr über dem Einkaufspreis läge. Nur die Umlaufsicherung sorgt im Freimarkt auch bei Deflation dafür, dass das Geld weiter als Tauschmittel zur Verfügung steht und die Wirtschaft nicht zusammenbricht.
Obige „Missionsbeschreibung“ ist vom Juli/August 2010 (ein Satz im August 2013 gelöscht)
Verantwortlich für den Inhalt:
Vlado Plaga, vp@freimarkt.org
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